Geschichten aus meinem Leben

 

aufgeschrieben von

 

Peter Mügge

 

 

 

Dieses ist der Versuch, meine Erinnerungen in schriftlicher Form zusammenzufassen. Dabei stütze ich mich einmal auf selbst Erlebtes, aber auch auf Erzählungen meiner Eltern. Nachstehend sind einige Stichworte, die mir eine Hilfe sein werden, möglichst viele Aspekte zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist die Abfolge chronologisch. Aber zum einen oder anderen Thema fallen mir verwandte Erlebnisse ein, die an der Stelle mitbehandelt werden.

 

 

Familie

 

Freunde

 

Erinnerungen an die Vorschulzeit

 

Schule

 

Turnverein

 

Reisebüro Scharnow

 

Die Wuppertaler Jahre

 

Hasslinghausen

 

Wohnen

 

Essen

 

Verreisen

 

Fortbewegung

 

Technischer Fortschritt

 

Erlebnisse mit Klaus

 

Vatis Erlebnisse

 

Krieg und Nachkriegszeit aus Mutti und Vatis Sicht

 

 

Mit der Zeit wird es sicherlich die eine oder andere Umgestaltung geben. Nun fange ich aber erst einmal an.

Erste Erinnerungen

 

 

Heute ist Montag, der 10. Juli 2006 und beginnen möchte ich mit Fragmenten, die zu meinen allerersten Erinnerungen überhaupt gehören. Da diese Erinnerungen nur teilweise mit einzelnen Fotos unterstützt werden, gehe ich davon aus, dass sie echt sind.

 

Da wir laut den entsprechenden Eintragungen im Fotoalbum im Sommer 1958 nach Sassnitz auf Rügen gefahren sind, ich also damals erst dreieinhalb Jahre alt war, nehme ich an, dass dieses meine älteste Erinnerung, bei der ich tatsächlich noch Bilder im Kopf habe, ist. Ich sehe noch eine Situation vor mir, bei der es um eine – für mich – unendliche Zugfahrt geht. Wie ich hinterher erfahren habe, waren wir vorher in Berlin gewesen. Um die Fahrt von dort nach Rügen geht es also. In Sassnitz wohnte der Bruder meines Vaters, Onkel Heinz. Er lebte dort mit seiner zweiten Frau und meiner Cousine Sigrid, die ein Jahr älter war als ich. An die Personen selbst kann ich mich im Grunde nicht mehr erinnern. Die Bilder, die ich hier vor Augen habe, beruhen wohl eher auf den entsprechenden Fotos. Was sich aber bei mir eingeprägt hat, sind abschüssige Straßen, bei denen im Rinnstein „Milch“ floss. Das ist wohl aufgrund der Kreidefelsen auf Rügen tatsächlich so, dass bei sich Regen etwas davon löst und als milchige Flüssigkeit erscheint. Des Weiteren sehe ich eine lange Mauer vor mir, die die Straße, in der meine Verwandten wohnten, von der Ostsee abschirmte. Ich sehe den Rauchverzehrer in Form einer chinesischen Pagode im Wohnzimmer und ich erinnere mich an die Fahrt mit einem Kutter, bei dem wir in die Wellen der „Schwedenfähre“ geraten sind. Vor Angst und Unwohlsein habe ich wohl ziemlich geschrieen. Auch daran kann ich mich erinnern.

 

Es müsste im selben Jahr gewesen sein, als Klaus über Weihnachten plötzlich krank wurde und es sich hinterher ´rausstellte, dass er Gelbsucht hatte. Ich weiß noch, dass er ein Monopoly-Spiel zu dieser Weihnacht bekommen hat. In Erinnerung ist mir auch, wie wir im Krankenhaus in der St. Jürgen-Straße waren und Klaus nur durch ein Fenster sehen konnten, weil er in Quarantäne lag.

 

Dann geht es so weiter, dass Reisen eben die Highlights waren, die in meinem Gedächtnis haften geblieben sind. Z.B. mit Bähres nach Holland 1959. Da war ich ja nun ein Jahr älter und die Bilder sind nicht ganz so bruchstückhaft. Erst einmal erinnere ich mich, dass wir bei Bähres auf der Straße standen und die Isabella mit roter Lackierung und weißem Dach beladen wurde. Zu siebt sind wir dann damit gefahren: Meine Eltern, Klaus und ich, sowie Bähres mit ihrer Tochter Alice. Da sich vorne auch eine Sitzbank befand, ging das wohl ganz gut. Ziel der Reise war u.a. der Abschlussdeich, der gerade erst fertig geworden war. Er trennt das Ijsselmeer von der Nordsee. Weiter ging es nach Aalsmeer und anderen pittoresken Ortschaften. Ein besonderer Höhepunkt war Madurodam in Den Haag. Dort ist eine Miniaturwelt aufgebaut. Später bin ich mit Gaby und Svenja einmal dort gewesen.

 

Toll fand ich den Besuch eines Automatenrestaurants, bei denen man sich aus kleinen Schubladen, die wir in Deutschland eigentlich nur für Süßigkeiten kannten, gegen Einwurf von Münzen z.B. Pommes Frites ziehen konnten. Diese habe ich dort dann auch das erste Mal gegessen. In Deutschland waren die damals noch gar nicht so verbreitet.

 

Bei Kiefert gab es die jedenfalls nicht. Dort gab es Bock- und Bratwürste und dazu Brötchen oder Kartoffelsalat. Und Senf natürlich. Als Kind mochte ich Bockwürste ganz besonders. Die hätte ich jeden Tag essen können. Und Kartoffelsalat auch, allerdings nur den ohne weitere Einlagen. Meine Mutter meinte es immer besonders gut  und hat noch Gekochte (Fleischwurst) und Radieschen oder ähnliches hinein geschnitten. Aber das mochte ich dann gar nicht. Kartoffelsalat war eigentlich die Fast Food Beilage. Auch Fisch, z.B. in der Fischbratküche am Bahnhof, gab es auch immer damit.

 

Eine weitere kulinarische Neuigkeit waren die „Uitsmijders“, die „Rausschmeißer“: Eine Scheibe Graubrot mit gekochtem Schinken und Spiegelei. Das fand ich auch ziemlich lecker, vor allem, wenn auch noch Ketchup drauf kam. Zum Abschluss der Reise waren wir in einem Ort in der Nähe des Amsterdamer Flughafens, wo wir in einer Pension übernachtet haben. Hier gab es zum Frühstück diese holländische Spezialität, nämlich bunte und Schokostreusel, die man sich aufs Brötchen tat.

 

Während der Reise gab es das eine und andere Wort auf Holländisch zu lernen: Fiets = Fahrrad, Bromfiets = Motorrad usw. Hier in der Pension wurden wir gefragt, ob wir schön geschlafen hätten: „Hebt je muij geslapet?“ Später, als ich Holländischunterricht hatte, bin ich mit dem Satz angetreten und habe nur ein etwas unverständiges Kopfschütteln geerntet. Man sagt wohl auch im Holländischen eher, ob man gut und nicht ob schön geschlafen hat.

 

Neben dieser Pfingstreise nach Holland denke ich bei Bähres noch an viele Besuche bei ihnen: an ihren Dackel Dixie, daran, dass sie einen Fernseher hatten.

 

Irgendwann haben wir mal einen von „Onkel Horst“ Bähre geerbt. Damals hatten die Geräte noch eine Mordswölbung nach hinten, wo die Bildröhre untergebracht war. Man hat mir dann erzählt, das sei der Platz, in dem der Nachrichtensprecher untergebracht sei. Aber das habe ich damals schon nicht geglaubt. Der Fernseher hielt aber nicht lange und wurde auch sowieso nur selten angemacht. U.a. 1963, als Klaus beim Deutschen Turnfest in Essen war. Da gab es eine Übertragung tagsüber von einem Umzug und meine Eltern hatten die vage Hoffnung, Klaus da irgendwo identifizieren zu könne. Um überhaupt ein einigermaßen Bild zu bekommen, musste man das Wohnzimmer abdunkeln, sonst hatte man nicht genügend Kontrast.

 

Das Tollste war aber, dass es bei Bähres ab und zu Coca Cola gab. Aus den großen 0,7 l Flaschen. Das war echt etwas Besonderes. Eine weitere Erinnerung ist, wie wir abends von der Pölzigstraße nach Hause mussten. Die Straßenbahn fuhr nicht mehr, Taxi war normalerweise zu teuer, also zu Fuß. Das war ganz schön weit.

 

Aber im Grunde war das normal. Wir sind alles zu Fuß gegangen. Von der Timmersloher Straße in die Stadt: Die Winterstraße entlang bis zur Admiralstraße, dann durch den Findorfftunnel, den Kaufmannsmühlenkamp, die Falkenstraße, vorbei an der Gaststätte, wo es „Labskaus mit Gurke – soviel du magst für 1 Mark 50, später 1,80“ gab. Vorbei auch bei Gaby – aber das wusste ich damals noch nicht. Weiter ging es die Daniel-von-Büren-Straße bis wir schließlich bei Leffers in der Faulenstraße ankamen. Zurück ging es dann manchmal vom Bahnhof mit der Linie 5 oder 6 bis zur Eickedorfer Straße. Aber manchmal sind wir auch durch den Tunnel am Bahnhof und dann die Schlachthofstraße bis zur Findorffstraße, Buddestraße nach Hause gelaufen.

 

Oder es ging „Besorgungen“ machen mit Vati: Über die Bürgerweide, Hohenlohestraße, durch den Rembertitunnel, Dobbenweg zu Tarms & Clüver und meistens dann noch weiter zum Ostertorsteinweg zu Leisten Lotze. Das Gute beim Weg in den Ostertorsteinweg war, dass man auf dem Rückweg, auf dem auch das Kaufhaus Puls (Ecke Wandrahm) lag, am Goethetheater und somit auch an einem Spielwarengeschäft vorbei kam. Dort konnte man sich sehr gut Eisenbahnzubehör ansehen. Auf dem Hinweg übrigens auch. Bei der Haltestelle der Linie 10 am Dobben war auch ein Eisenbahnfachgeschäft. So viel Zeit musste dann sein und war auch.

 

Wird fortgesetzt